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Die neue Zeit verlangt nach altem Wissen -

Die Menschen wollen Heimat, die Bauforschung liefert

Um was geht es?

Die historische Bauforschung sichert vor einem Abbruch oder im Zuge eines Umbaus Erkenntnisse über vergangene Lebensweisen, Wohnkulturen und Nutzungskonzepte, über die angewandte Bautechnik, die Gefügekonstruktion und die bisherigen baulichen Veränderungen.

 

Ein einzelnes Bauteil kann bereits ein aussagekräftiger Geschichtszeuge sein und kulturhistorische Spuren tragen, den Zeitgeist wiederspiegeln und den Wandel dokumentieren. Wichtig ist dabei auch immer, das Einzelobjekt in Zusammenhang mit dem Bauensemble, dem Siedlungskontext zu betrachten. Der Blick aufs Ganze ergänzt den Blick aufs Detail. 

 

Spannend für eine nachhaltige Siedlungsplanung (Neugestaltung, Umnutzung, Aufwertung) - unter Berücksichtigung gewachsener Dorfstrukturen - ist die Analyse baulicher Ensembles wie ganzer Strassenzüge, die Rekonstruktion der Platz- und Gassenstrukturen, die Verteilung der Nutzungen und Tätigkeiten im Dorf oder das Erkennen des Hergangs von Quartierbildungen.

 

Durch die Inventarisierung mehrerer Gebäude ist es möglich, Einzelobjekte in einen grösseren Kontext zu setzen, respektive einen solchen auszumachen. Der baukulturelle und strukturelle Wert einer Baugruppe wird erkannt, das Funktionieren der Siedlungsstruktur begriffen. Inventarisiert werden beispielsweise die stark von Baumassnahmen betroffenen historischen Dorfkerne, ein Quartier oder eine bestimmte Baugattung einer Gegend.

 

 

Ihr Nutzen

 

Ziel einer Bauuntersuchung ist die Rekonstruktion der Biografie und das Verstehen der Anatomie eines Gebäudes. Die Erkenntnisse der Bauforschung tragen zum Verständnis und zur gerechten Einschätzung des historischen Bestandes bei. Potentiale und Schwachstellen werden erkennbar, Aufwendungen bei einem Umbau oder Neuerwerb abschätzbar. 

 

Bei einer frühzeitigen Untersuchung vor einer Baumassnahme kann das Wissen über die Objektgeschichte als Arbeitsgrundlage und Planungsmittel für Architekt, Handwerker und Denkmalpflege für dessen Erhaltung, Restaurierung und die neue Nutzung dienen. Gezielte Erhaltung und bedachte Weiterentwicklung sind möglich. Alte Gestaltungselemente können wiederentdeckt und als charakterbildende Elemente bewusst in die Neugestaltung eingesetzt werden.  

 

Ziel eines Inventars ist das Erkennen von Baukultur in Bezug auf die Verbreitung von Gebäudearten und Bautraditionen (Hauslandschaft), den Wachstumsprozess eines Siedlungskonstrukts (zum Beispiel die Entwicklung einer Gasse, der Besiedlungshergang einer Talschaft oder die Entstehung eines Quartiers) oder den baulichen Niederschlag von Wirtschaftsformen (z.B. Feldscheunen) etc.

Ein Inventar macht die Dorfqualität hinsichtlich der vorhandenen Baukultur fassbar. Der Bestand wird erkannt. Das Verstehen der Dorfgenese hilft den kantonalen und kommunalen Behörden beim Anpassen der Richt- sowie Zonen- und Nutzungspläne. Die angestrebte Entwicklung kann raumwirksam in die Richtung gelenkt werden, damit der Genius Loci, also der besondere Charme und die Identifikationseigenschaften eines Ortes, erhalten oder gar gefördert werden können.

 

Ein Inventar dient Eigentümern, Baubehörden sowie Denkmalpflege und Archäologie, die betroffenen Objekte bereits in der Frühphase von Planung und Bauanfragen einzuschätzen und den dem Objekt zugeschriebenen kulturellen Wert gebührend zu berücksichtigen und auf eventuellen Verlust entsprechend zu reagieren. Bei einer geplanten Umnutzung zeigt es Möglichkeiten auf in Bezug auf die Denkmalverträglichkeit oder das Funktionieren in der Nachbarschaft.

Meine Arbeitsweise

Untersuchungsobjekte sind in erster Linie Wohn- und Ökonomiebauten (Stein- und Holzbau), aber auch Industriegelände, Werkstätten, Gotteshäuser, Befestigungsanlagen, Brücken und Brunnen in Dörfern, Städten und der offenen Landschaft. Gebäude werden idealerweise baubegleitend untersucht. 

 

Die Genauigkeitsstufe der Dokumentation (Text, Bild, Befundkartierung) erfolgt nach Bedarf des Bauprojektes, nach Fragestellung und/oder nach dem Denkmalgehalt oder der für die Forschung historischen Relevanz, respektive Aussagekraft der einzelnen Befunde. Bei Bedarf kann die Dokumentation eine Rekonstruktion ermöglichen. Eine «Kurzbiografie» eignet sich als Beilage für ein Verkaufsdossier. Die Darstellungsform kann bei Bedarf den Richtlinien der kantonalen Behörde (Denkmalpflege, Archäologie) angepasst werden. 

 

Eine einfache Bestandsaufnahme beispielsweise erfolgt durch die Begehung eines Objektes und der Dokumentation des Istzustandes auf Sicht. Es entsteht ein beschreibendes Raumbuch (Text und Bild), nach Wunsch mit expliziter Schadenskartierung (kein statisches Gutachten).  

 

Eine umfassende Befundinterpretation andererseits ermöglicht das Herleiten von Bauetappen und Umbauphasen. Abgrabungen im Fundamentbereich und Unterkellerungen werden dokumentiert. Die Objektbiografie kann mit Akten aus Archiven und historischen Abbildungen ergänzt werden. Falls vorhanden, werden archäologische Funde systematisch erfasst und bestimmt.

 

Ein Inventar umfasst mehrere Objekte, verortet diese und erfasst sie mit gleichen Kriterien, was die Basis für Vergleich und Einordnung schafft. 

 

Je nach Intention des Inventars wird der geeignete Grad der Detailliertheit der Dokumentation abgemacht. Soll beispielsweise die Verbreitung einer Gebäudeart kartografisch erfasst werden, kann eine kurze Beschreibung der Aussenansichten reichen. Bei akuter Zerstörungsgefahr oder wenn die Ähnlichkeit der Bauwerke in einer Region explizit dargestellt werden soll, empfiehlt sich die Erstellung von Plänen und die Aufnahme der Innenräume.

 

Grundsätzlich werden keine Eingriffe in die Bausubstanz vorgenommen. Die diversen Genauigkeitsgrade reichen also je nach Auftrag und Fragestellung vom Kurzbeschrieb der Gefügestruktur, der Bauart und Lage im Ort bis zur kurz gefassten Bauuntersuchung inkl. Quellenforschung. Inventare sind Bestandsaufnahmen. Sie beinhalten keine Massnahmenkataloge oder statischen Gutachten.

 

«Die achtsame Projektumsetzung gewährt den Gebäuden weiterhin ihre Beständigkeit und qualitätvolle Dauerhaftigkeit und erlaubt ebenso das lebendige Sich-Wandeln und Weiterwachsen.»

(Anita Springer )

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